Abmahnindustrie: Kleine im Visier!

Die deutsche Abmahnindustrie hat in den letzten Jahren erheblich an Fahrt aufgenommen. Unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes werden insbesondere kleine Unternehmen und Start-ups ins Visier genommen. Doch was steckt wirklich hinter dieser Praxis? Und wie wirkt sie sich auf die Kreativität und das Unternehmertum in Deutschland aus?

Das Prinzip der Abmahnung

Eine Abmahnung ist ein rechtliches Mittel, mit dem ein Verstoß gegen gesetzliche Bestimmungen gerügt wird. Beispielsweise kann ein Unternehmen, das Vitalpilze verkauft, abgemahnt werden, wenn es in seiner Produktbeschreibung einen Begriff verwendet, der laut einem bestimmten Gesetz oder einer Verordnung nicht verwendet werden darf. Anstatt das Unternehmen freundlich auf den Fehler hinzuweisen, wird sofort eine Abmahnung verschickt, oft verbunden mit hohen Forderungen.

Die Kosten

Die Kosten einer Abmahnung können erheblich (= fünfstellig!) sein. Neben den Anwaltskosten für die Abmahnung selbst können auch Vertragsstrafen, Schadensersatzansprüche und die Kosten für die erforderliche Unterlassungserklärung anfallen. Für viele kleine Unternehmen können diese Kosten existenzbedrohend sein.

Die Abmahnindustrie: Ein lukratives Geschäft

Hinter vielen Abmahnungen steckt nicht der Wunsch nach einem fairen Wettbewerb, sondern ein lukratives Geschäftsmodell. Es hat sich eine ganze Industrie entwickelt, die gezielt, teilweise automatisiert und unter Nutzung künstlicher Intelligenz, nach kleinsten Verstößen sucht, um Unternehmen abzumahnen und hohe Summen zu kassieren. Schätzungen zufolge werden durch diese Praxis jährlich Millionenbeträge eingenommen.

Der Fall IDO-Verband: Ein Beispiel unter vielen

Der IDO-Verband steht exemplarisch für die umstrittenen Praktiken der Abmahnindustrie. Trotz anhaltender Kritik gelingt es ihm, viele Händler in die Defensive zu drängen. Besonders auffällig ist die Mitgliederstruktur des Verbandes: Viele passive Mitglieder stehen wenigen aktiven gegenüber, was den Eindruck erweckt, dass der Verband primär an Mitgliedsbeiträgen interessiert ist. 2020 generierte der IDO-Verband Einnahmen von über 3,2 Mio. Euro, wobei 44% dieser Summe auf nur sechs eng verbundene Mitarbeiter entfielen. Das OLG Köln kritisierte wenig überraschend, dass diese Einnahmen weniger kollektiven Interessen als vielmehr privaten Zwecken dienten. Zudem verfolgte der Verband 2020 nur 25% der von ihm abgemahnten Verstöße gerichtlich, was weiter nahelegt, dass es ihm mehr um Vertragsstrafen als um den fairen Wettbewerb geht. Gegen den IDO wurde zwar ein Abmahnverbot verhängt, allerdings nur gegen veraltete Abmahnungen - das eigentliche Geschäftsmodell ist noch in vollem Schwung.

Fazit: Ein Appell für Fairness

Die Abmahnindustrie in Deutschland schadet nicht nur kleinen Unternehmen, sondern auch der Wirtschaft als Ganzes. Es ist an der Zeit, dass Gesetzgeber und Gerichte dieser unlauteren Geschäftspraxis Einhalt gebieten und für einen fairen Wettbewerb sorgen. Nur so können Kreativität und Unternehmertum in Deutschland wirklich blühen.

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